Adoption bedeutet die Trennung von leiblicher Herkunft und sozialer Zugehörigkeit. Die innere Einstellung und Haltung, die Kinderwunschpaare dazu einnehmen, wirkt auf die Identitätsentwicklung des Kindes ebenso, wie auf die der zukünftigen Adoptiveltern.

Deshalb ist es für Adoptivbewerber schon im Vorfeld einer Adoption hilfreich, sich damit auseinanderzusetzen, was diese Trennung für das Kind und auch für sie selbst als mögliche Adoptiveltern bedeutet. Es heißt u.a. Abschied zu nehmen von der Vorstellung des Lebens mit einem leiblichen Kind und sich einzulassen auf eine neue Form der Elternschaft.

Adoption bedeutet nicht nur: dass ein Kind zwei Mal Eltern hat, sondern auch, dass Adoptiveltern mit einem Kind leben, dass irgendwo anders seine leiblichen Wurzeln hat. Adoptivbewerber sollten eine respektvolle Haltung den leiblichen Eltern des Kindes gegenüber entwickeln und diese auch im Adoptionsprozess leben können.

Adoptiveltern zu werden bedeutet in eine Haltung hineinzukommen, die man als geteilte Elternschaft beschreiben könnte. Es ist ein interessanter, schöner, lebendiger, lohnender Prozess des Hineinwachsens in eine eigene Identität als Adoptivfamilie.

 

Und trotzdem bin ich manchmal traurig

prima Beispiel für die Besonderheiten im Adoptivfamiliendasein:

Unser Kind war schon tagelang unausgeglichen, schlief nicht so gut und war sehr, sehr anhänglich. Es betonte so oft, dass es uns sehr, sehr lieb hat, dass ich schon seit Tagen überlegte, was passiert sein könnte, dass es sich so bei uns "einschmeicheln muss". Dann eines abends im Bett betonte es wieder, dass es Mama, Papa, Geschwisterchen und Katze am allerliebsten auf der Welt hat und nicht ohne sie leben will und dass es so froh ist, uns als Eltern bekommen zu haben.

Ich habe es einfach mal gewagt zu sagen, dass auch wir es sehr lieben und dass wir froh sind, dass wir es adoptieren durften. Aber durch eine Adoption hat ein Kind etwas erlebt, das andere Kinder nicht erlebt haben. Es ist von seiner Mutter getrennt worden und ich weiß, dass wir unsere Kinder so lieb haben können wie wir wollen, trotzdem fühlen sich Adoptivkinder manchmal hilflos, traurig und einsam. Und auch wenn sie uns Eltern so lieb haben, kann dieses Gefühl da sein.

Als Mama kann ich daran nichts ändern, denn diesen Bruch im Leben des Kindes gibt es und den kann man nicht einfach so „weglieben“. Aber ich kann mein Kind zu trösten, wenn ich davon weiß. Dieser Trost beinhaltet, dass ich die widersprüchlichen Gefühle des Kindes akzeptiere und dem Kind das Gefühl gebe, dass es „normal“ ist, denn dies ist mit zunehmendem Alter der Kinder auch eine immer größere Sorge.

Unser Kind hat sich in meinen Arm gekuschelt und sich trösten lassen. Es tat ihm so gut, zu erleben, dass es in Ordnung ist, dass es sich manchmal trotz aller Liebe einsam und traurig fühlt. Es sagte, dass ich es jetzt öfter trösten darf, weil es mir ja nun einfach sagen kann, wenn sie sich "so komisch" fühlt ... und gleich gefragt, ob es in meinem Bett einschlafen darf, damit es sich nicht so einsam fühlt. Diese Nähe brauchen unsere Kinder schon von Klein an immer wieder, mal mehr und mal weniger, aber so klar formuliert wurde es diesmal zum ersten Mal.

Manchmal müssen wir Adoptiveltern auch einfach den Mut haben, uns einzugestehen und zuzugeben, dass man den Bruch im Leben unserer Kinder niemals „weglieben“ kann. Aber wenn wir es akzeptieren und Verständnis dafür haben, nehmen wir unseren Kindern eine große Last von den Schultern. Damit machen wir den Weg frei zu einer Liebe, die aus Offenheit und einem echten, sicheren Gefühl des Angenommen-seins besteht.

K. Blank-Bringmann 2013
www.adoptivsinn.de

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